Historischer Verein für die Grafschaft Ravensberg e.V.

Stellungnahme des Historischen Vereins für die Grafschaft Ravensberg zum Konzept „StadtParkLandschaft Bielefeld“ vom Umweltamt der Stadt Bielefeld und Bielefeld Marketing GmbH, November 2007

Der Historische Verein begrüßt das Engagement für ein Nutzungskonzept, das die Burg- und Festungsanlage Sparrenberg einbezieht.

Allerdings fehlt dem im November 2007 vorgelegten Touristischen Entwicklungs- und Marketingkonzept in Bezug auf die Sparrenburg eine historische Dimension.

Der Historische Verein hat sich im Zuge seiner gesamten Vereinsgeschichte stets für die Erhaltung des stadtbildprägenden Denkmals eingesetzt und möchte dies auch in Zukunft tun. Mit seinen Vorschlägen möchte der Verein das vorgelegte Konzept bereichern und damit der für dieses Wahrzeichen unerlässlichen historischen Dimension eine angemessene Bedeutung geben.

Seine Kompetenz sieht der Historische Verein dabei in drei Kernbereichen:

  1. Mitwirkung bei der denkmalgerechten Sicherung der Burg- und Festungsanlage

  2. Wissenschaftliche Erforschung der Geschichte von Burg und Festung

  3. Präsentation der Geschichte von Burg und Festung nach ausstellungsdidaktischen Grundsätzen

I. Mitwirkung bei der denkmalgerechten Sicherung der Burg- und Festungsanlage

Für den Historischen Verein hat es obere Priorität, dass die bauliche Substanz des Denkmals vor dem weiteren Verfall geschützt wird. Diese Forderung bezieht sich sowohl auf die sichtbaren Reste wie auf Teile der Anlage, die bei weiteren Bau- und Forschungsarbeiten zutage treten. Um Abstimmungen über geeignete Maßnahmen zur fachgerechten Erhaltung herbeizuführen, bietet der Historische Verein an, seine Kompetenz an einem Runden Tisch einzubringen, an dem auch die verantwortlichen Ämter der Bielefelder Stadtverwaltung (Umweltamt, ISB), LWL-Archäologie für Westfalen und Bielefeld Marketing GmbH teilnehmen sollten.

II. Wissenschaftliche Erforschung der Geschichte von Burg und Festung

Als seine Kernaufgabe sieht der Historische Verein die wissenschaftliche Erforschung der Geschichte von Burg und Festung an. In der jüngsten Vergangenheit hat er mit zwei Publikationen auf den besonderen historischen Wert der Sparrenburg aufmerksam gemacht. (Ravensberger Blätter, 2006, Heft 1; Andreas Kamm, Sparrenburg. Burg · Festung · Wahrzeichen, Bielefeld 2007). Für dieses Frühjahr hat der Historische Verein eine wissenschaftliche Tagung organisiert. Eine Nachfolgetagung im kommenden Jahr sowie eine Veröffentlichung der Ergebnisse in einem Sammelband sind geplant.

Überdies hat der Historische Verein beschlossen, sich finanziell für eine archäologische Erforschung der mittelalterlichen Burganlage zu engagieren. Dass ein großes öffentliches Interesse an einer solchen archäologischen Erforschung besteht, haben nicht zuletzt die bei den Bauarbeiten im vergangenen Jahr zutage getretenen Funde im Kiekstattrondell gezeigt. Es ist zu erwarten, dass bei den im Frühjahr anstehenden Drainagearbeiten Fundamente und weitere Artefakte der mittelalterlichen Burganlage zutage treten werden. Die archäologische Erforschung dieser Funde könnte wesentliche Forschungslücken in der Bielefelder Stadtgeschichte schließen.

III. Präsentation der Geschichte von Burg und Festung nach ausstellungsdidaktischen Grundsätzen

Der Historische Verein empfiehlt, bei der Präsentation der Geschichte der Sparrenburg mit Augenmaß vorzugehen und Schnellschüsse zu vermeiden. Der Verein hat durch seine Tätigkeit in der Vergangenheit erfahren, wie groß das Interesse der Bevölkerung an fundierten Informationen ist. Der Historische Verein legt daher großen Wert darauf, dass eine Präsentation fachwissenschaftlichen Grundsätzen entspricht. Dazu gehört die inhaltlich korrekte Erarbeitung der zu präsentierenden Themen ebenso wie ein ansprechendes ausstellungsdidaktisches Konzept. Der Historische Verein sieht auf der Sparrenburg die Chance, einer breiten Öffentlichkeit ein wichtiges Kapitel der Stadt- und Landesgeschichte auf interessante Weise zu vermitteln. Diese Möglichkeit darf nicht durch die Darstellung historisch abwegiger Themen und unzeitgemäße Visualisierungskonzepte verspielt werden.

Der Historische Verein hält es daher für geboten, dass die inhaltliche und didaktische Konzepterstellung eng an den Historischen Verein angeknüpft wird. Im Historischen Verein ist die Kompetenz gegeben, sowohl die inhaltliche als auch die gestalterische Konzepterarbeitung zu begleiten und zu beurteilen. Dies hat der Historische Verein nicht zuletzt mit der erfolgreichen Herrichtung des Bauernhausmuseums bewiesen. Er empfiehlt daher, mögliche Fördermittel für einen beim Historischen Verein angebundenen ausstellungserfahrenen Historiker einzusetzen. Die Aufgabe dieses Koordinators/dieser Koordinatorin wäre es, die bisherige Forschung zu bündeln, weitere Forschungsfragen zu klären und aus den Ergebnissen ein Konzept zu entwickeln, das gemeinsam mit Ausstellungsdesignern und anderen Fachleuten umzusetzen ist.

Bielefeld, 16. Januar 2008